Baltic Champinonship 2023 – Wir sind Dehler 30od Meister!

Für die Saison 2023 haben Lina und Sverre sich auf einer Dehler 30od, der Crazyboats, einquartiert. „od“ steht dabei für onedesign, was bedeutet, dass alle Boote dieses Typs identisch sind und keine Individualisierungen erlaubt sind. Ziel einer Onedesign-Klasse ist es, fair und vergütungslos gegeneinander zu segeln. Bei der Dehler 30od Baltic Championship vor Glücksburg, quasi der Meisterschaft der Dehler 30, hatten wir nun das erste Mal die Gelegenheit, ausschließlich gegen diese baugleichen Boote zu segeln.

Gebrochenes Winschfundament noch vor dem ersten Regattatag

An den vier Segeltagen mitten im August standen vier Wettfahrten von Donnerstag bis Sonntag auf dem Programm:

  • 2 Short Races bzw. Up & Down Rennen à ca. zwei Stunden
  • eine Mittelstrecke von sechs Stunden Dauer
  • eine Langstrecke über 24 Stunden

Um die Wichtigkeit und die Herausforderung der Langstrecke in der Wertung widerzuspiegeln, sollte nach der Hälfte der Strecke ein Wertungsgate durchfahren werden. Dieses wird wie eine eigene Wettfahrt gezählt, sodass am Ende fünf Einzelplatzierungen zum Gesamtranking beitragen.

Da Lina an den ersten beiden Renntagen noch Spätschichten auf der Intensivstation schieben muss, holt sich Sverre als Ersatz seinen ehemaligen Trainingspartner aus Opti-Zeiten, Gordon Nickel, mit aufs Boot. Allerdings saßen die beiden noch nie zu zweit in einem Cockpit und so finden sie bereits am Mittwoch für einen kurzen Trainingsschlag zusammen. Es ist herrscht perfektes Segelwetter auf der Flensburger Förde. Bei 25°C Lufttemperatur und etwa zehn Knoten Wind sind so viele Boote unterwegs, dass man beinahe trockenen Fußes nach Dänemark gehen kann. Doch nicht dem ganzen Boot gefällt das Wetter gut. Bereits nach der zweiten Wende steigt eine der beiden Topwinschen aus. Übermut tut selten gut und nach nicht einmal einer Stunde liegt die Dehler wieder am Steg.

Zum ersten Start am Donnerstag sind alle Probleme gelöst. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite und der Wind ist beinahe so konstant, wie auf der Hamburger Außenalster. Dabei bieten die 40° Dreher ein schönes taktisches Spielfeld. Gordon und Sverre runden als Zweite die Luvmarke, der Gennaker geht hoch. „Sieht kleiner aus als bei den anderen…“ Tatsächlich haben sie in der Eile vor der Luvtonne den ebenfalls roten, aber 20 m² kleineren A5 statt den für den Wind richtigen A2-Gennaker gegriffen. Doof gelaufen, aber da die beiden sich bereits auf der Layline zur Leetonne befinden, würde ein Wechsel des Segels mehr Zeit kosten, als das größere Segel ihnen noch einbringen könnte. So muss zumindest für die zweite Runde kein Segel gepackt werden.

Obwohl die Boote alle nahezu identisch sind, ist es den Teams freigestellt, ob sie die Regatta zu zweit segeln, und dafür den eingebauten Wasserballast nutzen dürfen, oder sich mit 3-4 Personen an Bord begeben. Drei wählten die Variante zu zweit, während die anderen drei die Option mit Crew nutzen. Gordon und Sverre konnten mit jedem Dreher Meter gut machen, aber in den Manövern fehlten gegen die voll besetzen Boote immer ein paar Hände, sodass die Segel langsamer hoch gingen oder die Halse etwas abrupt gefahren wurde. Am Ende waren es genau diese Meter, die uns in beiden Kurzrennen auf den dritten Platz verwiesen.

Für die Mittelstrecke sollte der Modus komplett anders aussehen. Es wurden lange am Wind Schläge heraus aus der Förde erwartet, die ein Überholen enorm erschweren. Umso wichtiger ist der Start. Mit etwas höherem Risiko als am Vortag sichern sich Sverre und Gordon die beste Position in Lee vom Feld. 3 – 2 – 1: Start, Ziel, Sieg. Von Beginn an nehmen sie die Führung ein und geben sie nicht mehr her. Auch hier fällt wieder in den Manövern auf, wie die anderen Boote Meter auf uns gut machen. Aber der Kurs ist zu lang, als dass diese groß ins Gewicht fallen.

Sverre (links) und Grdon (rechts) nach der gewonnenen Mittelstrecke (c) K. Dehler

Freitagabend ist Wechseltag: Gordon springt direkt nach dem Aufklaren des Bootes in den Zug, um zur nächsten Regatta nach Arhus zu fahren – Lina kommt gegen Mitternacht in Flensburg an. Viel Zeit bleibt da nicht, um uns für die Langstrecke auszuruhen, denn der Start ist, wie jeden Tag, wieder für 10:00 Uhr angesetzt. Als wir am Morgen auf die Förde blicken, ziert dichter Nebel das Bild, sodass von der Landpeilung aus kaum das Ende der Startlinie zu sehen ist. Dazu 12 bis 18 Knoten Wind aus Ost. Nach einer Kreuz heraus aus dem Sund biegen wir nach Norden in Richtung der dänischen Insel Lyö ab. Wir fahren etwas schneller als die anderen Dehler 30, dafür aber mit mehr Höhe. Ein Kompromiss, den wir dankbar annehmen. Sicher ist aber auch der Ballasttank, der bei diesen Bedingungen seine Wirkung entfaltet, nicht ganz unschuldig dabei. Vier Minuten vor dem zweiten Boot passieren wir schließlich als Erste das Wertungsgate bei Lyö.

Der Rückweg hält noch einige Tücken für uns parat. Bei Pøls Rev, der Ecke zur Außenförde, setzt die erste Flaute ein und die ersten vier Boote schieben sich auf nur 100 m Abstand zusammen. Die Play Harder übernimmt die Führung. In der Förde dann die nächste Flaute. Dazu dauerhaft Regen, sodass der Spi nicht anders kann, als tropfnass nach unten zu hängen. Auf der dänischen Seite sehen wir einen Windstrich und entscheiden uns für die rechte Seite. Dies ist der entscheidende Move, um die Führung zurückzuholen. Bei weiterhin kaum Wind und pechschwarzer Nacht umrunden wir die “Schwiegermutter“. Ab jetzt nur noch 4 sm. Wir positionieren uns sicher zwischen letzter Ablauftonne und Gegner und können auch dieses Teilstück für uns entscheiden. Mit diesem Sieg reicht es auch knapp, die Führung in der Gesamtwertung zu übernehmen.

Wir gratulieren der Play Harder zu Platz zwei und der Play Time zu Platz drei und bedanken uns, für die spannenden Wettfahrten. Es war ein enger und harter Kampf und wir sind super happy, aus unserer ersten Einheitsklassen-Regatta der Dehler 30od als Sieger hervorzugehen. Über die Saison fiel es häufig schwer zu sagen, ob wir gut oder schlecht gesegelt waren oder ob die Platzierung hinterher doch nur an dem Rating des Bootes lag. Gegen identische Boote wiegt jeder Fehler doppelt so schwer und wir können uns mit einigen neuen Erkenntnissen für die nächste Saison wappnen.