Baltic 500 – eine fulminante erste Regatta mit neuem Boot!
Die letzten Monaten waren intensiv: von der tollen Bootstaufe unserer GAIA auf der boot Düsseldorf, über eine abenteuerliche Trailerfahrt mit dem Boot von der Werft am Atlantik nach Hamburg bis hin zu einem verlängerten Werftaufenthalt, dem Kleben unserer Antifoulingfolie, dem Kranen in Schilksee, unserer ORCi-Vermessung, dem weiteren Ausrüsten des Bootes und den ersten Trainingsmeilen. Und nun stand mit dem Christi Himmelfahrt-Wochenende auch schon die erste Regatta auf dem Programm. Und was für eine fulminante erste Regatta das war auf unserer Gaia! Wir sind sehr zufrieden mit unserer Leistung im Rennen und stark begeistert vom Potential des neuen Bootes!
Der 500sm Kurs wurde auf Grund des prognostizierten Leichtwindes gekürzt, sodass wir von Kiel aus im Uhrzeigersinn 365sm um Seeland gefahren sind. So wenig Wind war dann aber doch nicht – richtig auf der Stelle gestanden haben wir nur eine Stunde lang, sodass wir nach 2d16h09min schon wieder zurück waren. In unserer Gruppe ORC 2 gingen 18 Boote an den Start, insgesamt waren es 40 Boote. Besonders interessant für uns war auch der Vergleich zu den 8 Dehler 30 ODs, die jedoch 30 Minuten vor uns eine eigene Gruppe und einen eigenen Start hatten.
Nachdem wir in der flauen Nachstartphase des Rennens zwar guten Speed hatten, sind wir aber beim frisch einsetzenden Westwind zu weit östlich gewesen und kamen erst im hinteren Mittelfeld bei Langeland an. Ab dem Moment war aber Aufholjagd angesagt und wir haben uns kontinuierlich immer weiter nach vorne gearbeitet. Unter Code 0 ging es bei Nieselregen und 12-20kn Wind durch den Großen Belt weiter Richtung Norden. Pünktlich zur Morgendämmerung ging beim Leuchtturm Sjeallands Rev der große Gennaker hoch und los ging das Vormwind Kreuzen am Schloss von Helsingör und bis nach Kopenhagen, wo wir mit guter Geschwindigkeit und Taktik im Mittelfeld immer weiter nach vorne fuhren. Inzwischen hatten wir beide auch so richtig ins Rennen reingefunden, nach langer Winterpause und einem ziemlichen Kaltstart auf dem neuen Boot nicht automatisch gegeben. Bei Sonnenuntergang und gerade noch pünktlich vor der kippenden Strömung ließen wir den engen Öresund bei spiegelglattem Wasser hinter uns. Die Nacht bot uns magisches Segeln: Sternenhimmel, mit Code 0 und später großem Gennaker glitten wir bei 4kn Wind mit 4kn Geschwindigkeit Richtung Mön und arbeiteten uns kontinuierlich an das vordere Feld ran. An den malerischen Kreidefelsen parkten dann auch wir einmal kurz komplett ein, allerdings schon in Schlagdistanz zu den ersten Booten unserer ORC 2 Gruppe. Der 30sm Schlag in der großen Bucht zwischen Mön und Gedser hatte es taktisch noch einmal in sich und wir bibberten ein wenig, ob unser Kurs eher unter Land sich bei dem angesagten neuen Ostwind auszahlte.
Als wir aber Gedser mit 1sm Vorsprung vor dem vorderen ORC 2-Feld und damit 4. Boot overall (nach einer Class 40, einer XP-44 und einer JPK 11.80) passierten, waren wir happy. Nun standen 50sm Vorwind kreuzen bei 8-12kn Wind an. Zwischen den dänischen Windparks und ein paar Frachtern hangelten wir uns immer weiter nach Westen. Wir hatten uns für einen Kurs leicht südlich der dänischen Küste und damit etwas mehr Wind entschieden, doch die Boote, die sich im Gegensatz zu uns unter Land gehalten hatten, hatten einen viel besseren Windwinkel, sodass wir trotz auffrischendem Wind etwas verloren hatten und bei dickem Nebel gegen Mitternacht in pechschwarzer Nacht gleichzeitig mit der ersten Dehler 30 OD im Feld unsere vorletzte Bahnmarke rundeten. Zum Abschluss gabs nochmal ein bisschen Adrenalin: bei richtig schlechter Sicht und schneller Fahrt von 9-11kn unter Code 0 misslang der Versuch die unbeleuchtete Tonne Stollergrund-S zu finden. Als die Tonne plötzlich 10m auf der falschen Seite neben uns auftauchte, drehten wir schnell einen Kringel und rundeten sie nochmal auf der richtigen Seite. Der Dehler 30 war es aber genau so gegangen, sodass wir kurz vor ihnen Am Wind Bülk rundeten und dann bei zum Glück wieder klarerer Sicht die Ziellinie vor Strande suchten. Gesucht und gefunden passierten wir diese nach einem spannenden Rennen als 5. Boot overall, 1. Boot gesegelt unserer ORC 2-Gruppe und vor allen Dehler 30 ODs. Das come together mit Chili con carne im Clubhaus des Strander Yacht Clubs um 4:00 morgens war erstmalig organisiert und eine super Sache. Vielen Dank an das ganze Team um Cord und Rasmus, das dieses Baltic 500 mit einer tollen Organisation wieder zu einer tollen Veranstaltung gemacht hat!
Wir sind super zufrieden, wie wir mit unserer Sun Fast 30 OD nach nur 10sm Trainingszeit für Lina und 60sm für Sverre performt haben. Es funktionierte alles, als einziger Schaden war eine abgefallene Fallentasche zu beklagen. Bei Leicht- und Mittelwind müssen wir uns von der Bootsgeschwindigkeit her wirklich nicht verstecken. Die Taktik ging bis auf einen kleinen Ausrutscher in der Nachstartphase auf und der Zusammenarbeit als Team merkte man die Winterpause auch nicht an 😉 Dennoch stehen wir ganz am Anfang mit dem Boot und es gibt noch viele Setups auszutesten, viel zu optimieren und der Vergleich mit den anderen Booten auf der Kreuz und bei Starkwind steht noch aus.
Helsingör Schloss passiert
Einen großen Dämpfer gab uns dementsprechend das Ranking. Da denkt man, man hat ORC langsam verstanden und man sogar gesegelt vor Booten ist, die einem vergüten müssen, ist man logischerweise gerechnet sowieso vor ihnen – und zack wird plötzlich eine andere Berechnungsart als der eigentlich immer genutzte APH-Wert genommen und wir stehen als 5. unserer Gruppe auf der Liste. Nach APH wären wir 2. geworden, nach dem gesegelt letzten Boot im Ziel. So wurde bei einer mehrtägigen Langstreckenregatta die „Triple Number low wind“ zur Berechnung genutzt, bei der vorausgesetzt wird, dass die ganze Zeit Leichtwind, also unter 9kn Wind, war. Etwa 50% der Rennzeit herrschten aber über 9kn Wind. Da unser leichtes Boot bei wenig Wind generell gut fährt, werden wir bei dieser Berechnungsart gnadenlos bestraft und der Nachteil, den wir bei den Streckenabschnitten mit mehr Wind gegenüber anderen Booten hatten, wird überhaupt nicht berücksichtigt. Bei einer Mittelstrecke über 50sm kann man das vielleicht noch machen, aber bei mehreren Tagen Regatta sind die Bedingungen in unseren Augen einfach zu unterschiedlich und die Boote teilweise auch in zu verschiedenen Windsystemen, weshalb aus gutem Grund sonst auf den APH gesetzt wird.
Wir versuchen trotz der Enttäuschung beim Blick auf die Liste weiterhin das viele Positive dieser Regatta mitzunehmen und sind schon gespannt darauf, noch mehr Erfahrungswerte mit unserer Gaia zu sammeln. Auch mit unserem ORCi-Messbrief, den uns das DSV-Team nach umfangreichen Vermessungen kurzfristig erstellt hat, sind wir zuversichtlich, dass wir bei normaler APH-Berechnung auch bei ORC-Regatten nach berechneter Zeit auf dem Papier gut abschneiden können. Und mit dem Drheam-Cup steht diese Saison ja auch die erste One Design-Klassenregatta an, wo wir Boot gegen Boot segeln können, worauf wir uns auch schon sehr freuen. Bis dahin, ist aber noch etwas Zeit, um weiter an der Performance zu feilen.
Flaute vor den Kreidefelsen von Mön