ORCi WM – Zweihand Weltmeisterschaft im Oslofjord

Das war sie, die ORC doublehanded WM in Norwegen 🇳🇴 Leider lief es absolut nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Berechnet kam nur Platz 17/26 für uns raus – unser Rennen als durchwachsen zu bezeichnen, wäre beschönigend…

Nach dem prognostizierten Leichtwindstart ging es für die 68 Boote (davon 28 bei uns in Gruppe C) am Dienstag erst einmal 40sm raus aus dem Oslofjord. Immer wieder komplette Flaute, dann wieder ein Windstrich, dann plötzlich 12kn Wind aus entgegengesetzter Richtung, dann wieder Flaute. Teils fuhren Boote 100m neben einem 5kn und man selber stand, es war wirklich absurd. Aus den meisten Flauten kamen wir wirklich gut raus und 2/3 des Fjords lang waren wir 2. Boot unserer Gruppe, doch in der letzten Flaute fuhr plötzlich das ganze Feld links und rechts an uns vorbei – und wir standen. Sehr ärgerlich, aber wir waren gewappnet für eine Aufholjagd, das Rennen war ja noch lang.

Flaute im Oslofjord

Fehler mit fatalen Folgen…

Zum Ausgang des Fjords unterlief uns dann aber ein fataler Fehler, der uns den Anschluss zur Führung kostete: auf der östlichen Seite positionierten wir uns günstig für den nahenden Linksdreher, während das Gros des Feldes sich unter der westlichen Küste hielt. Dort profitierten sie von einem starken stationären Dreher, der nur den Locals gut bekannt war. 10 Meilen kostete uns dieser Fehler in nur 2 Stunden… Mit einer fiesen Welle genau von vorne stampfte unsere Gaia bei 10kn Wind und wir kamen kaum über 5kn Speed. Es folgte ein 70sm langer am Wind Kurs, der laut Vorhersage eigentlich ein Halbwindkurs hätte sein sollen. So waren wir als kleinstes Boot auch das langsamste Boot und an Aufholen war überhaupt nicht zu denken.
So verloren wir nach und nach den Anschluss zum vorderen ORC C-Feld, während dieses im aktuellen Windsystem blieb, die Wendemarke vor Arendal rundete und noch mit Wind und schönem Reach die 80sm entfernte nächste Tonne vor Schweden erreichten. Wir hingegen gingen bei Leichtwind um die Tonne bei Arendal und fanden uns am Wind bei 6kn Wind mit 1,5m Schwell und 20 Grad unter direktem Kurs wieder. Spannend war auch die Positionierung zu einem Tiefdruckkern, in dem kein Wind war und auf dessen Südseite wir eigentlich wollten um Wind von hinten zu bekommen. Wir hatten aber schon in Arendal keine Chance mehr auf die Südseite zu kommen und mussten das Beste aus unserer Position mit Wind von vorne auf der Nordseite des Tiefs machen. 🌀

Endspurt mit Lichtblick

Unser Boot fuhr für die grauenhaften Bedingungen gut unter Code 0 und auch das Tief meisterten wir eher besser als die Boote um uns herum, aber als wir realisierten, dass es keine Chance mehr gab an das vordere Feld Anschluss zu finden, waren wir richtig frustriert. All der Aufwand und dann hängt man im anderen Windsystem und kann schon nach 1/3 des Kurses nichts Relevantes mehr machen 😔
Wir rauften uns dennoch nochmal zusammen, sammelten Motivation und mit dem endlich einsetzenden frischen Wind aus SW ging es unter großem Gennaker um die schwedische Wendemarke und bei bis zu 20kn weiter zurück Richtung Oslofjord. Endlich ware unsere Gaia in ihrem Element und wir schnappten uns ein Boot nach dem anderen. 🌊 Richtig spannend wurde es noch mit ein paar Felsen direkt auf unserem Weg, also kurz ein bisschen höher, dann ein bisschen tiefer fahren,….und dann waren wir knapp vorbei 🥵 Für Lina gabs anschließend noch eine komplette Dusche auf dem Vorschiff beim Wechsel von Fock auf Genua unter 12kn Speed 🙈
Am Eingang des Fjords wieder angekommen, stand noch ein weiteres Dreieck an, also nochmal 20sm nach Süden bei geschricktem am Wind Kurs und 25sm zurück in den Oslofjord bei raumem Halbwind. Nachdem der Kern des Tiefdruckgebiets nun noch einmal über uns rüber schwappte (die Führungsgruppe war da schon fast im Ziel mit ca. 40sm Vorsprung und hatte auch von dieser Flaute nichts mitbekommen), nahm der Wind anschließend wieder zu auf bis zu 20kn und es wurde richtig sportlich und nass. Die Dünung nahm auf 2m zu und wir pflügten mit 8,5kn Speed hindurch. Nach Runden der Tonne kam unsere Paradedisziplin: 120 Grad TWA, 20kn Wind, 2m Welle von hinten, ein Reff im Groß und Code 0. Mit einem Durchschnittsspeed von 12kn und einem Maximalspeed von 17kn überholten wir auch noch das letzte Boot unserer Gruppe vor dem 40sm cut und im Nu waren wir wieder im Oslofjord angekommen 🚀

Segeln in traumhafter Kulisse

Nächtliches Finish

Nass, kalt und ko, aber zumindest halbwegs zufrieden überquerten wir in mysthischer Stimmung um Mitternacht nach 2d9h Segelzeit die Ziellinie am Eingang der Schären von Tønsberg. Bei heller Nacht mit Halbmond und spiegelglattem Wasser in der Inselabdeckung motorten wir noch 2 Stunden in wirklich malerischer Kulisse vorbei an Holzhäusern, Wald bis zur Wasserlinie und kahlen Schäreninseln bis nach Tønsberg.
Insgesamt sind wir vom Ergebnis her tief enttäuscht. Die Abstände waren aber einfach zu riesig und das Wetterrouting, mit dem das ORC-Rating gemacht wurde, passte absolut nicht zur Realität, sodass wir auch dort noch bestraft wurden. Wir haben aber nach dem Tief weiterhin alles gegeben und innerhalb von 24h 10 Boote überholt, hatten einen super Schlafrhythmus, haben regelmäßig gegessen, Sverre war nicht seekrank 🤢 und wir haben viele neue Erkenntnisse mit dem neuen Boot gewonnen. Jetzt das Ergebnis abhaken und weitermachen 💪🏼 Für Sverre geht es morgen mit Verstärkung auf die Rücküberführung nach Kiel ⛵️ und Lina fliegt zurück ✈️ um ab Montag wieder zu arbeiten.